001 Wir erreichen Kapstadt

JoanawebBericht Südafrika West

Kilometer 41450 – 47500
Fahrstunden 695 – 800
Reisewoche 58 – 64
17.10.21 – 26.11.21

6050 Kilometer gefahren in 105 Stunden auf 40 Reisetagen

 

002 Der Tafelberg003 Wir haben es geschafft nach KapstadtMüde und durchgefroren vom ständigen Südwest-Wind erreichen wir am Abend den kleinen Grenzort Noordoewer. Nach dreieinhalb Monaten Namibia haben wir genug von Wüste, Staub und Sand. Das Reiseherz will sich endlich auf neue Spuren begeben. So reißen wir die 800 Kilometer von Windhoek bis an die Grenze zu Südafrika an einem Stück runter. Der piekfeine Asphalt, der fast immer geradeaus verlaufenden Straße, bringt uns zügig nach Süden. 800 Kilometer an einem Tag! Damit habe ich meinen Tageskilometer Rekord geknackt – noch nie bin ich so viel an einem Stück gefahren! Wenn mir das jemand vor ein paar Jahren erzählt hätte, ich hätte ihn wahrscheinlich für verrückt erklärt. Zur Belohnung

gönnen wir uns in der letzten Nacht in Namibia ein gemütliches Zimmer zum Sonderpreis. Der Inhaber ist auch Motorradfahrer, er versteht sofort den Wunsch nach einer heißen Dusche und einem Bett, als er hört, dass wir am Morgen in Windhoek gestartet sind. Gut ausgeschlafen nehmen wir dann am nächsten Morgen den Grenzprozess in Angriff. Dieser stellt sich als völlig unproblematisch heraus: Stempel in den Pass und Stäbchen in die Nase, das war’s. Die Zolldokumente für die Motorräder müssen wir hier nicht stempeln lassen, denn Namibia und Südafrika sind eine Zollunion. Der Stempel im „Motorradpass“ von der ersten Einreise nach Namibia ist also noch gültig. Der Covid Schnelltest, den man hier problemlos in einem umgebauten Rettungswagen des südafrikanischen Gesundheitsministeriums machen kann, spuckt nach 15 Minuten ein negatives Ergebnis aus und entlässt uns damit aus der Grenzstation. Wir beide freuen uns sehr auf das unbekannte Land, das da vor uns liegt. Mit jedem Kilometer, den wir nach Süden fahren, wird es ein bisschen grüner. Als wir schließlich die Weinberge erreichen, erstrahlt die Landschaft bis zum Horizont in deftigem grün. Wie sehr ich das vermisst habe, wird mir jetzt erst bewusst! Die flache Landschaft wird etwas hügeliger und schließlich erstrecken sich die Zederberge zu unserer Linken. Es sieht ein bisschen aus wie in den italienischen Alpen. Die Straße ist gut, es gibt endlich mal keinen Staub von vorweg fahrenden Fahrzeugen, die Luft ist klar – ich fühle mich pudelwohl! Wir entscheiden uns für den direktesten Weg nach Kapstadt, denn die nächste Medikamenten-Lieferung ist mit unseren Freunden Alexander und Birgit bereits dort eingetroffen. In zweieinhalb Tagen haben wir tatsächlich die 1500 Kilometer von Windhoek nach Kapstadt zurück gelegt. Das kann sich doch sehen lassen! Wir fahren auf der N7 südwärts und nach dem letzten der vielen Berghügel liegt er schließlich vor uns: der Tafelberg! Und Kapstadt mit den unzähligen kleinen weißen Häuschen zu seinen Füßen. Das Gefühlschaos trifft mich unvermittelt unter meinem Helm. Nach über einem Jahr und nach 45.000 Kilometern sind wir tatsächlich angekommen an unserem Zwischenziel, dem südlichsten Punkt dieses Kontinents. Viele Zweifel lagen zu Beginn unserer Reise in der Luft und Worte wie „Ihr schafft es niemals bis dahin in einer Zeit wie dieser!“ standen im Raum. Jetzt sind wir da! Es war nicht immer einfach, aber doch wunderbar. Wir haben den ganzen Weg auf unseren kleinen Motorrädern wirklich zurück gelegt! All diese Gedanken suchen sich beim Anblick des Tafelbergs vor mir ihren Weg in Form von ein paar Tränen nach draußen. Am Signal Hill, einem der kleineren Berge rund um den Tafelberg, muss ich mir erstmal einige Minuten Zeit nehmen, um das alles zu begreifen. Zusammen lassen Josh und ich unsere Blicke vom Berg über die Stadt bis zum Meer schweifen. Ein unbeschreibliches Gefühl! Bei einem gemütlichen Abendessen mit Alexander und Birgit, unseren guten Freunden aus Wehrda, nehmen wir die Medikamente und kleinen Mitbringsel entgegen. Ein großes Dankeschön an unsere Postboten!

 

020 wunderbare Zeit mit der Familie

006 Jan Salome Janco Arno Simon Josua020 wunderbare Zeit mit der FamilieVon der hektischen Innenstadt führt uns unser Weg dann ein Stück aus der Stadt heraus, in den Stadtteil Kuilsriver. Hier haben wir eine Einladung erhalten von der Schwester von Marietjie Kruger, der Mama unserer „namibischen Familie“ aus Swakopmund. Salome und ihr Mann Jan haben durch Marietjie und Martin bereits viel von unserer Reise mitbekommen und sind gespannt uns zu treffen. Weil wir bereits bei ihrer Schwester gewohnt haben, ist es quasi selbstverständlich, dass wir auch in ihrem Haus eine Bleibe finden! Wie in Swakopmund fühlen wir uns bereits bei unserer Ankunft herzlichst willkommen und aufgenommen. Die vier Kinder der beiden, Janco, Arno, Simon und Josua schließen uns von der ersten Sekunde an in ihre Herzen. Besonders von den Mopeds sind die Jungs schwer begeistert! Unser „Zimmer“, eine gemütliche Ecke mit Bett und Tisch inklusive Badezimmer, befindet sich im hinteren Teil der Garage. Das ist mal stilecht! Wir dürfen so lange bleiben, wie wir möchten! Wir sind immer wieder aufs Neue über diese unendliche Gastfreundschaft begeistert und dankbar. Während der Woche bei Jan und Salomé werden aus Fremden wieder einmal Freunde.

 

016 Kirstenbosch017 Janco und Arno in KirstenboschEin gemeinsamer Ausflug in den botanischen Garten „Kirstenbosch“ am Fuße des Tafelbergs mit Picknick und Wanderung wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Mitten im Trubel der Großstadt gelegen, fühlt man sich plötzlich wie in der Wildnis. Es grünt und blüht um uns herum, duftet und zwitschert, Wasserfälle plätschern leise vor sich hin. Nur die in der Ferne auftauchenden Häuser erinnern noch an die Stadt. Normalerweise würden Josh und ich niemals einen Stadtpark wie diesen besuchen, wir würden einfach aus der Stadt heraus in Grüne fahren. Nie hätten wir es für möglich gehalten, dass es in einem solchen Park so schön sein kann! Man lernt nie aus. Bevor wir weiter fahren, dürfen wir sogar noch die Mutter von Salome und Marietjie kennen lernen. Eigentlich lebt lna in Pretoria, kommt aber immer mal zu Besuch zu ihrer Tochter, ihrem Schwiegersohn und den Enkelkindern nach Kapstadt. Auch sie ist begeistert von unserer Reise und all unseren Geschichten, die wir auf dieser erlebt haben. Es dauert nicht lange, da stellt sie fest: „Bevor ihr Südafrika verlasst, müsst ihr mich auf jeden Fall in Pretoria besuchen! Da führt kein Weg dran vorbei!“ So haben wir bereits die nächste Einladung und unsere „namibisch-südafrikanische Familie“ scheint zu wachsen! Wir freuen uns jetzt schon! ? Nach zwei weiteren schönen Tagen verabschieden wir uns schließlich bei „unserer Familie auf Zeit“, denn unser nächstes Ziel ruft bereits: Simonstown.

 

020a Hersfelder Nummernschilder in Kapstad020a Hersfelder Nummernschilder in KapstadIn Simonstown, der letzten Siedlung am Kap der guten Hoffnung, treffen wir Martin Struhtmann, einen ehemaligen Hersfelder. Schon länger verfolgt er unsere Reise über das Internet und schrieb uns ganz lässig in einer E-Mail „Wenn ihr in Kapstadt seid, dann nehme ich euch zum Segeln mit!“. Diesem Angebot kommen wir gerne nach! Martin ist ganz aus dem Häuschen, als wir im Segelclub eintreffen und freut sich besonders über die beiden Hersfelder Nummernschilder hier in Kapstadt. Er ist begeistert, dass wir mit ihm Segeln wollen und gibt uns eine kurze Einweisung, denn auf See sind zusätzliche helfende Hände immer willkommen. Während wir noch beim Mittagessen zusammen sitzen, ändert sich plötzlich das Wetter und der Wind nimmt deutlich zu. Scheinbar haben wir uns nicht den besten Tag zum Segeln ausgesucht... Aber da wir im Zuge eines kleinen Segelrennens des hiesigen Yacht Clubs segeln, wird die ganze Aktion natürlich auch durchgezogen. Wir freuen uns, aber ich stehe dem Ganzen doch etwas skeptisch gegenüber. Kurze Zeit später weiß ich auch warum: Wir sind kaum aus dem Hafen von Simonstown heraus gefahren, bläst der Wind so heftig in die Segel, dass das kleine Segelboot „Free Spirit“ ziemlich schräg auf dem Wasser steht! Eine Seite ragt hoch aus dem Wasser heraus, während die andere teilweise unter Wasser ist. Auch wenn ich theoretisch weiß, dass ein Segelboot wegen des Gegengewichts am Bug nicht kentern kann, habe ich doch immer das Gefühl wir kippen jederzeit um und landen im eiskalten Wasser des Ozeans. Martin und sein Freund Paul, der als zweiter Kapitän mit an Bord ist, haben alle Hände voll zu tun die Segel ordentlich zu setzen. 022 Segeln mit MartinJosh hilft mit wo er kann und ich diene als Gegengewicht, indem ich immer auf der oben stehenden Seite des Bootes sitze. Besonders in den Kurven, die wir hin und wieder um einige Bojen herum fahren müssen, ist das Hin- und Herrutschen von einer Seite zur anderen spannend! Während die Segel vom Wind nur so knallen, das Boot sich in Sekundenschnelle mit der einen Seite aus dem Wasser hebt, um gleich darauf mit der anderen in selbiges einzutauchen, muss ich meinen Po in derselben Geschwindigkeit auf die andere Seite bugsieren, dabei aber höllisch aufpassen, dass ich nicht hinunter rutsche und im Wasser lande! Der Wind wird immer stärker, das Boot immer schräger, mein Angstschweiß immer mehr... Den anderen Teilnehmern des Rennens geht es ähnlich, alle Boote segeln völlig schräg über die Wasseroberfläche. Die vorbei schwimmenden Pinguine schauen die tanzenden Boote von unten an, als würden sie sich denken „Was machen die da eigentlich, ist doch gar nicht so schwer!“ Die „Free Spirit“ hält tapfer durch und Martin und Paul bringen uns schließlich sicher wieder zurück ans Ufer. Der Wind war doch etwas heftiger, als wir ihn erwartet haben, meint Martin grinsend, als wir wieder auf dem Trockenen stehen. Oh ja, das haben wir gemerkt! Obwohl ich froh bin, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben, war es eine spannende und bereichernde Erfahrung für uns! So ein Segeltrip macht man nicht alle Tage!

 

031 Gape of good hopeVom Boot geht es wieder auf die Bikes. Aber das Wasser lassen wir nicht aus den Augen. Wir fahren die Küste entlang nach Osten. Vom Kap der guten Hoffnung bis zum Kap Agulhas ist die Küste geprägt von felsigen Berglandschaften, an der die Wellen Tag für Tag mit einer gewaltigen Kraft aufprallen. Der atlantische Ozean fließt hier mit dem indischen Ozean zum südlichen Ozean zusammen. Unvorstellbare Massen an Wasser! Tausende Vögel, Pinguine, Robben und Wale sehen wir, während wir die kurvigen einsamen Straßen entlang der Küste nehmen. 033 der suedlichste Punkt AfrikasDer südlichste Zipfel des Kontinents ist mit seinem grünen blühenden Bewuchs einfach wunderschön. Vorbei fahren wir an Gordons Bay, Hermanus und Gansbaai zum wirklich südlichsten Punkt Afrikas, dem Kap Agulhas. Der Wind bläst außerordentlich und die Gischt des aufgewühlten Meeres spritzt viele Meter in die Höhe. Man kann sich gut vorstellen, wie manche Seefahrer mit ihren Schiffen hier in Seenot geraten sind. Unser Zelt schlagen wir an diesem Abend lieber nicht auf. Stattdessen genießen wir den Ausblick auf das raue Meer von einem kleinen gemütlichen Zimmer aus. Wir beenden hier vorerst unsere Küstenfahrt und drehen wieder ins Landesinnere ab.

 

041 MiasEs geht nach Paarl. Hier werden wir schon sehnsüchtig erwartet. Joshuas Freund Mias, den er bei seinem ersten Besuch in Kapstadt vor sieben Jahren beim Paragliding kennen gelernt hat, freut sich sehr ihn wieder zu sehen und uns zu beherbergen. Ihr Wiedersehen ist sehr herzlich und auch ich mag Mias von Anfang an. Wir bekommen unser eigenes Zimmer in seinem kleinen Häuschen, das etwas außerhalb von Paarl in einem kleinen Waldstück liegt. Wir sind umgeben von Bäumen, Büschen und Sträuchern, es blüht überall. Mias bezeichnet seinen Garten als „Lettuce“ (Salat), weil er so wunderbar grün ist. „Willkommen im „lettuce“!“ ruft er grinsend. Unsere Ankunft wird natürlich mit einem ordentlichen „Braai“ (Grillen) am Abend gefeiert. Mias fliegt immer noch mit seinem Gleitschirm von den Bergen rund um Kapstadt.

 

Er hat mittlerweile eine eigene kleine Agentur gegründet und bietet seine Flüge als Tandemflüge für alle Flugbegeisterten an. In den folgenden Tagen verbringen wir gemeinsam unsere freie Zeit. Mias hat sich nach Joshs erstem Besuch von seiner Begeisterung anstecken lassen und hat mittlerweile auch ein Motorrad, eine BMW 800 GS, und so zeigt er uns bei einer gemeinsamen Moppedtour Paarl und die kleinen und größeren Orte drum herum. Der Franschhoek Pass und der Toitskloof Pass sind ein Traum für jedes Motorradfahrer Herz! Ich kann mich gar nicht mehr richtig erinnern, wann wir den letzten asphaltierten Bergpass mit schönen Kurven gefahren sind! Wir genießen die Ausfahrt in vollen Zügen und die Ausblicke von den Pässen hinunter auf die Weinlandschaften sind atemberaubend. Zurück in Paarl legt Josh erst einmal Hand an Mias Maschine an und verpasst ihr einen Ölwechsel, einen neuen Kettensatz und macht ein bisschen Feintuning an der Hebelage und dem Fahrwerk. Mias ist voll dabei und bekommt so gleichzeitig einen kleinen Mechaniker-Kurs. Die beiden werkeln zwei Tage und haben viel Freude dabei. Die BMW flitzt anschließend wie nie zuvor über die Straßen.042 Motorrad Tour mit Mias

047 Nadine und Philipp kommen an079 mit Nadine und Philipp entlang der Kueste

 

 

Während unserer Zeit in Paarl landen in Kapstadt Nadine und Philipp. In letzter Zeit haben wir ein etwas erhöhtes Besucheraufkommen. Die beiden haben drei Wochen Zeit Südafrika ein bisschen zu erkunden und sind sehr dankbar über unsere Erfahrungen und Empfehlungen. Im Voraus haben wir schon beschlossen, einige Tage zusammen zu reisen. Die beiden treffen mit ihrem Mietwagen schließlich in Paarl ein. Joshua und Nadine kennen sich schon seit Schulzeiten, Philipp ist uns bisher nur vom Telefonieren bekannt. Aber wir alle vier sind uns von Anfang an sympathisch. Kurz nach ihrer Ankunft sitzen wir schon über der Karte und planen die gemeinsame Woche. Bevor wir aber ins Ungewisse aufbrechen, steht uns zu allererst ein Abenteuer bevor. Wir werden mit Mias Kumpel Devin einen Tag Canyoning machen, und am darauf folgenden Morgen mit Mias einen Flug mit seinem Gleitschirm!

 

 

 

 056 Abseilen

055 Canyoning053 CanyoningDer Nervenkitzel ist groß, als wir uns am Morgen am Toitskloof Pass mit Devin treffen. Während Philipp und Josh es kaum erwarten können, sind sich Nadine und ich bei der ganzen Sache noch nicht so sicher. Mias ist auch dabei, um Devin bei seiner Tour mit uns zu unterstützen. Nach einer kurzen Einweisung schlüpfen wir jeder in einen Taucheranzug gegen die Kälte des Wassers und los geht es! Frohen Mutes wandern wir erstmal kleine Pfade entlang des Flusses. Der Weg geht nur ein bisschen bergab und der kleine Fluss hat auch nicht viel Wasser und noch kann ich mir nicht wirklich vorstellen was uns bevorsteht. Dann stehen wir aber plötzlich vor einer Felskante, an der sich das Flüsslein als doch recht großer Wasserfall herab stürzt. „Das sind 23 Meter, da werden wir uns jetzt abseilen.“, ruft Devin fröhlich. Meine Augen werden groß wie Teller und auch Nadine bekommt etwas Schnappatmung. Devin wird uns von oben hintersichern, Mias empfängt uns unten. Während wir in unsere Klettergurte steigen, steht Nadine und mir die Angst ins Gesicht geschrieben. Joshua und Philipp sind guten Mutes. Ich stehe von uns Vieren am ehesten in Devin’s Reichweite. Er schnappt mich an meinem Gurt und hakt mich am Sicherungsseil ein. Nun muss ich als erste die Klippe hinunter! Der erste Schritt über die Kante kostet die größte Überwindung. Auch wenn man eigentlich weiß, dass man nicht fällt, weil man ja sicher im Gurt hängt, muss der Verstand sich erstmal an diesen Gedanken gewöhnen. Hat man diesen ersten Schritt aber geschafft, geht es besser. Ich taste mich langsam mit den Füßen am Fels hinunter. Meine Beine zittern leicht und ein bisschen Höhenangst ergreift mich, aber das Adrenalin in meinem Körper lässt mich hochkonzentriert einen Schritt nach dem anderen setzen. Langsam aber kontrolliert seile ich mich die 23 Meter ab.

 

064 springen065 springenUnten angekommen lande ich direkt in einem vom Wasserfall geformten Becken. Das eiskalte Wasser gibt den Lebensgeistern nochmal einen zusätzlichen Schock, ich bin überglücklich es geschafft zu haben und falle Mias, der sich mit mir freut, erst einmal um den Hals. Gleichzeitig pfeift und jubelt Devin von oben und auch Nadine, Philipp und Josh freuen sich. Was ein Erlebnis! Einer nach dem anderen seilt sich ab und kommt aufgeregt aber freudig unten an. Josh hüpft wie ein Äffchen die Felsen hinunter, so etwas wie Höhenangst kennt er nicht. Wir haben es alle gut gemeistert! Hundert Meter weiter geht das Ganze dann von vorne los, wir stehen vor der nächsten Kante. Diesmal aber nur zehn Meter. Wieder kostet es Überwindung, aber diesmal ist es schon ein bisschen einfacher. Während Nadine und ich unten angekommen unsere eiskalten Füße wärmen, übt Devin mit Josh und Philipp springen. Der erste Sprung aus zwei Metern Höhe, der zweite aus fünf, der dritte aus 12 und zum Schluss aus 16 Metern Höhe! Immer hinein ins eisige Wasser. Mutig, die Herren! Es macht ihnen viel Freude, aber wegen der kalten Temperaturen müssen sie dann schließlich doch aufhören bevor es noch Erfrierungen gibt. Bei einem kleinen Mittagessen wärmen wir uns auf. Wir alle sind an diesem Tag an unsere Grenzen und darüber hinaus gegangen und hatten extrem! viel Spaß! Wer Lust auf ein solches Erlebnis hat, kann sich jeder Zeit bei Devin melden: Frixion Adventures

069 Paragliding

070 Paragliding071 ParaglidingAm Abend lassen wir das Erlebnis bei gemeinsamen Essen noch einmal Revue passieren. Wir haben es noch kaum verarbeitet, da steht am Folgetag bereits das nächste Abenteuer an. Am Morgen treffen wir Mias und seinen Kollegen Riad am Franschhoek Pass, von wo aus beide uns zum Paragliding mitnehmen. Wo Nadine und Philipp der ganzen Sache etwas ängstlich gegenüber stehen, können Josh und ich es kaum erwarten. Riad schnallt Josh vor sich in den Schirm und Mias mich. Kurz hintereinander starten wir und fliegen dem Himmel entgegen. „Willkommen in meinem Büro“ ruft Mias, als wir in der Luft sind. Die Thermik ist gut und wir fliegen lange zwischen den Bergen über Franschhoek. Ich kann mich kaum satt sehen, ich fühle mich wirklich vogelfrei. Wir begegnen Riad und Josh immer mal in der Luft, können uns sogar winken und zurufen. Dann fliegen wir wieder in unterschiedliche Richtungen weg. Wir sacken ein bisschen ab, bevor der Wind uns wieder erfasst und hoch in den Himmel trägt. Es könnte ewig so weiter gehen! Ich vertraue Mias völlig und genieße jede Minute unseres Fluges bevor wir schließlich wieder landen. Josh ist mit Riad fast eine halbe Stunde in der Luft und die beiden schaffen es mit der Thermik noch über den höchsten Gipfel des Gebirgszuges aufzusteigen bevor es wieder zurück geht. Dann sind Nadine und Philipp an der Reihe. Sie beide fliegen nicht ganz so lange, denn so richtig wohl fühlen sie sich nicht. Dennoch sind sie froh über die neue Erfahrung. Ich schwebe auch nach dem Flug noch wie auf Wolken. Dieser Tag mit diesem Erlebnis ist für mich einer der schönsten der Reise! Das Kribbeln in meinem Bauch während des Fluges werde ich so schnell nicht vergessen. Es wird sicher nicht das letzte Mal in einem solchen Gleitschirm für mich gewesen sein! Jeder kann natürlich mit Mias abheben. Nach 20 Jahren Flugerfahrung ohne jemals den Reserveschirm genutzt zu haben, können wir Mias auch ohne Risiko jedem empfehlen: Winelands Paragliding 

 

080 entlang der Kueste090 GekkoAus ein paar Tagen mit Nadine und Philipp werden fast zwei Wochen zusammen. Wir lassen uns treiben, suchen immer eine Unterkunft, in der die beiden ein Zimmer finden und wir gleichzeitig zelten können. Wir planen von Tag zu Tag, trennen uns für ein paar Stunden und finden abends wieder zusammen. Wir beeinflussen uns gegenseitig positiv und unsere Stimmung ist hervorragend. Entlang der Küste fahren wir langsam bis zum Garden Route Nationalpark. Dort finden sich tatsächlich auch wieder mal ein paar Offroad Pisten. Über die „Sieben-Pass-Straße“ flitzen wir auf Schotter und Lehm durch den Nationalpark. Es staubt bei Weitem nicht so wie auf den Pisten in Namibia und ich habe schon wieder ein bisschen Freude am Offroad Fahren. Die Bäume stehen dicht und der Wald ist sehr naturbelassen. Urig verwachsen und voller Moose in vollem Grün erstreckt er sich links und rechts der Piste. Philipp und Nadine üben sich ebenfalls mit dem Auto im Schotterpisten-Fahren und haben viel Spaß im Dreck! Im Rückspiegel kann ich sie immer mal wieder hin- und herrutschen sehen. Schließlich liegt das kleine Städtchen Knysna vor uns, idyllisch an der Küste in einer malerischen Bucht. Wir fühlen uns direkt wohl hier, es ist eine ruhige Kleinstadt, nicht überlaufen und wir sind umgeben von wunderschöner Natur. Auf der einen Seite erstreckt sich der Garden Route Nationalpark mit seinen großen Waldflächen, auf der anderen Seite das strahlende Blau des Meeres.

091 Camping

 

Spontan entscheiden wir hier zu bleiben, auch weil es die letzten Tage mit Philipp und Nadine sind, bevor sich unsere Wege trennen. Joshua und ich besuchen hier das Motorrad Museum „The Motocycle Room“. Über 150 Motorräder aller Art sind hier zu sehen. Von Sportmaschinen, über Reiseenduros, von den ersten Trialmopeds zu selbstgebauten Unikaten ist hier alles zu finden. Auch eine Cousine unserer beiden Hondas, die Honda CRF 250 L der Holländerin Noraly Schoenmaker ist seit neuestem hier zu sehen. Noraly ist ähnlich wie wir über 40.000 Kilometer durchs südliche Afrika mit dieser Maschine gereist. Leider haben wir uns in Namibia knapp verpasst. Da zeigt sich einmal mehr, dass Motorrad-Reisen durchaus mit kleinen Maschinen und kleinem Motorvolumen gemeistert werden können! Ein Hoch auf unsere treuen Einzylinder! Lange schlendern wir zwischen all den verschiedenen Modellen hindurch und Joshua philosophiert mit dem Besitzer, über Reisen, Schrauben und Enduro fahren. Über unsere Reise ist er begeistert, denn auch er ist vor ein paar Jahren von Kairo nach Kapstadt gefahren.

 

Unseren letzten Tag zu viert verbringen wir wandernd im Garden Route Nationalpark. Von den Klippen führt ein wunderschöner kleiner Pfad hinunter an die Küste. Der ursprüngliche Wald, die gute Luft, die vielen verschiedenen Pflanzen- und Tierarten und die Einsamkeit begeistern uns - wir begegnen keiner Menschenseele. Wir genießen diese Wanderung in vollen Zügen und lassen so unsere gemeinsame Zeit langsam ausklingen. Fast zwei Wochen sind wir zusammen gereist, haben sehr viel erlebt und Neues gelernt. Nun heißt es Abschied nehmen, denn Nadine und Philipp müssen langsam zurück in Richtung Kapstadt. Dort müssen sie ihren Mietwagen abgeben und von dort fliegen sie zurück in die Heimat. Ein letztes gemeinsames Frühstück, ein letztes Winken aus dem Auto und schon sind sie um die nächste Ecke verschwunden. Von nun an reisen wir wieder allein. Aber zurück zu Hause werden wir uns gewiss wieder sehen!

 

103 auf dem Weg zur BaviaanskloofVon Knysna aus wollen wir den Prince Albert Pass Richtung Norden befahren. Das heißt wir nehmen es wieder mit längeren Offroad Passagen auf. Nach den 10.000 Kilometern Staubpiste in Namibia brauchten wir erstmal keinen Dreck mehr im Gesicht. Nun juckt es dann doch wieder in unseren Fingern und die letzten Schotterpisten liegen ja nun auch schon ein bisschen zurück. Auf in die Berge! Die Piste ist einfach zu befahren und die gebirgige Landschaft mit den Ausblicken von oben über die vielen Bergkuppen auf der einen und den Küstenstreifen auf der anderen Seite belohnt das nur langsame Heraufschleichen der Bikes auf die Bergpässe mit schönen Blicken und unendlich vielen Kurven. Unser nächstes Ziel wird Port Elizabeth sein. Aber die langweilige, Schnur gerade Straße entlang der Küste wollen wir nicht nehmen. Stattdessen fahren wir durch die Baviaanskloof (Pavianschlucht) Richtung Osten.

105 BaviaanskloofDie kleine, enge Schotterpiste schlängelt sich über Bergkämme, klettert die Hügel hinauf und hinunter, wird manchmal ziemlich steil, steinig und rutschig und überquert über 20 Flussläufe! Ich glaube ich habe noch nie so viel Wasser an einem Tag überquert! Einige führen wenig, andere ein bisschen, und viele ganz ordentlich Wasser. Mit dem steinigen Untergrund wird das manches Mal zur Wackelpartie. Die Anstiege der kleinen Pässe zwischen den Flusstälern sind teilweise so ausgewaschen, dass mit Beton versucht wurde, zwei Reifenspuren zu gießen. Aber auch diese sind zerrissen, abgebrochen oder bereits ganz verschwunden. Diese Betonbrocken erschweren das Fahren zusätzlich und die Gefahr auf diesem schmalen Weg in Richtung Abgrund zu rutschen, sorgt für etwas Nervenkitzel. Die Bikes graben sich aber hervorragend durch jedes Loch und um jede Kurve. Gegen Ende wird die Piste besser. Sie ist bei weitem nicht mehr so ausgewaschen und verläuft nun flacher zum Ende der Schlucht. Die Bergwände öffnen sich sprichwörtlich und eine weite Ebene mit viel Wein- und Obstgärten liegt vor uns. Wir haben die Baviaanskloof gemeistert – wie sich die folgenden Tage herausstellt gerade noch rechtzeitig, denn starke Regenfälle sorgen dafür, dass die Schlucht geflutet wird und durch manche Flussdurchfahrten kein Durchkommen mehr ist! Glück gehabt.

108 Baviaanskloof

 

118 ReifentransportIn Port Elizabeth holen wir zuerst unsere lang ersehnten Reifen ab. Bestellt hat sie Marietjie Kruger, unsere Freundin aus Swakopmund. Das allerdings bereits vor Monaten. Der Container aus Europa kam und kam nicht an, erst gab es Produktionsprobleme, dann Lieferschwierigkeiten und dann hatte das Schiff Verspätung. Covid ist da immer eine gute Entschuldigung… Jetzt sind sie jedoch endlich im Hafen eingetroffen, entladen worden und wir können unsere vier nagelneuen Mitas Reifen direkt im Lager abholen. Josh schnallt sie (alle vier!) hinter sich auf die kleine Honda. Ein witziges Bild gibt das ab, er kann jetzt nur noch im Stehen fahren! Gott sei Dank sind es nur fünf Kilometer durch die Stadt bis zu Xtreme Yamaha und die meisten Ampeln auf dem Weg sind grün…denn Anhalten kann er kaum. Warren, den Chef des Yamaha Teams, haben wir durch Zufall in einem Restaurant kurz nach der Baviaanskloof kennen gelernt. Er hat uns angesprochen und gefragt, ob wir irgendetwas für die Bikes benötigen, da er für Yamaha Motorrad arbeitet. Auf unsere Antwort „Eine Werkstatt bräuchten wir tatsächlich!“ hat er uns sofort seine angeboten. Das Angebot nehmen wir gerne an – und innerhalb eines Nachmittags hat Josh die neuen Reifen aufgezogen, neue Vorderrad Bremsbeläge montiert und die Ketten ordentlich gewartet. Dabei stellt er fest, dass beide Motorräder nach den heftigen Wellblechpisten Namibias neue Lenkkopf Lager brauchen. Die viele Schläge der zahllosen Wellen auf Afrikas Pisten fordern nun nach fast 50.000 Kilometern ihren Tribut. Wir finden in der Stadt Gott sei Dank einen Händler, Speedyquip, der uns zwei neue Lager innerhalb eines Tages aus Kapstadt besorgen kann. So kann Josh sie am Folgetag einbauen, wofür wir auch wieder die Werkstatt von Yamaha nutzen dürfen. Zusätzlich bekommen beide Bikes neues Öl. Jetzt können die nächsten 15.000 Kilometer kommen!

124 Aufkleber von Marius verstorbener SohnWährend unserer Zeit in Port Elizabeth wohnen wir bei Marius Bosch, ebenfalls Motorrad Reisender. Wir haben Marius in Sambia auf der Straße getroffen. Als er uns von Ferne kommen sehen hat, hat er mit seiner BMW 1200 GS einfach die Straße geblockt, um sich mit uns zu unterhalten. Wir haben uns eine halbe Stunde über das Reisen ausgetauscht, bevor sich unsere Wege wieder trennten. Er fuhr mit den Worten „Wenn ihr einmal in P.E. seid, meldet euch!“. Und so sind wir nun bei ihm angekommen. Er hat ein kleines Gästezimmer für uns, in dem wir so lange bleiben können, wie wir möchten. Am ersten Abend wird natürlich standard-mäßig gegrillt und wir sitzen lange bei Bier und Wein zusammen. Marius freut sich über unsere Gesellschaft. In dem großen Haus lebt er alleine, von seiner Frau ist er geschieden und seinen Sohn Brandon hat er Anfang diesen Jahres verloren. Er war jünger als wir. In Gedenken an ihn hat er seine Motorrad Reise unternommen, auf der wir ihn in Sambia getroffen haben. Überall wo er war, hat er Aufkleber von Brandon verteilt, um ihn in Erinnerung weiter leben zu lassen. Auf dem bekannten Motorrad Reise Treffen „HorizonsUnlimited“ In Johannesburg hat er vor kurzem sogar eine Präsentation über seine Reise gehalten. Marius hat keine leichte Zeit im Moment, aber wie er damit umgeht und versucht das Beste daraus zu machen, ist bemerkenswert!

127 Motorrad Tour mit Marius Port Elizabeth

Die Bikes sind fit für neue Abenteuer und wir nach den Tagen in Port Elizabeth gut erholt. Voller Motivation starten wir bei Marius, um das Dach Afrikas zu erkunden…